Pilotprojekt Artenschutz im Knoblauchsland startet

Mitten im Städte-Dreieck Nürnberg - Fürth - Erlangen liegt eines der größten zusammenhängenden Gemüseanbaugebiete Bayerns, dessen Geschichte bis in das 8. Jahrhundert zurückreicht

18.12.2019-074

Mitten im Städte-Dreieck Nürnberg - Fürth - Erlangen liegt eines der größten zusammenhängenden Gemüseanbaugebiete Bayerns, dessen Geschichte bis in das 8. Jahrhundert zurückreicht. Im Januar kommenden Jahres startet ein Pilotprojekt zum Artenschutz im Knoblauchsland, das die Regierung von Mittelfranken gemeinsam mit den dortigen Gemüsebauern unter dem Motto „von Landwirten für Landwirte“ durchführen wird. Ziel ist es, Kiebitzen, Feldlerchen, Schaftstelzen und Rebhühnern das Überleben inmitten der Metropolregion zu ermöglichen. 

Was Wenige wissen, in der kleinteiligen Kulturlandschaft des Knoblauchslandes hatten diese seltenen Vögel bislang gute Lebensbedingungen. Aufgrund der oft kleinteiligen Nutzung durch den Gemüseanbau, der sukzessiven Ernte, die dazu beiträgt, einen Ernteschock zu vermeiden, sowie der vorhandenen Kleinstrukturen wie zum Beispiel kleine Wasserflächen und Pfützen oder offene Sandstellen zur Gefiederpflege hat sich im Knoblauchsland eine hohe Dichte dieser Arten erhalten können, eine Dichte, die ansonsten kaum noch zu finden ist. Diese für den traditionellen Gemüsebau typischen Faktoren waren und sind immer noch in Verbindung mit einem regelmäßigen Fruchtwechsel entscheidend für die Zukunft der genannten Arten.

Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe führten und führen aber zu Problemen, weil die aufgrund der Investitionen notwendigen Natureingriffe auch nach dem Artenschutzrecht ausgeglichen werden müssen. Gerade wenn Betriebe optimiert werden sollen, müssen für die seltenen Vögel zusätzliche Maßnahmen erbracht werden. Es spielt dabei im Artenschutz keine Rolle, dass die bisherige Bewirtschaftungsweise für die Population von Kiebitz, Feldlerche, Schaftstelze und Rebhuhn sogar förderlich war. Diese Maßnahmen waren bisher auf dauerhaft festzulegenden Ersatzflächen zu erbringen, die dann für die Produktion nur noch eingeschränkt zur Verfügung standen. Dadurch schieden sie aus dem Fruchtwechselsystem aus, ein System, das für den Bestand der Vögel außerordentlich günstig war. Eine unbefriedigende Situation also nicht nur für die Landwirte, denen Nutzfläche für den wechselnden Gemüseanbau entzogen wurde, sondern auch für die Vögel, zu deren Schutz diese Maßnahmen eigentlich gedacht waren.

Die Einbindung des Artenschutzes in die Betriebsabläufe der Landwirte in einem bayernweit ersten Versuch ist die Besonderheit und das Ziel des nun startenden Pilotprojekts. Nach Beginn des Pilotprojektes wird es möglich sein, Ausgleichsmaßnahmen für die zu schützenden Vögel jedes Jahr auf einer anderen Fläche stattfinden zu lassen, nämlich auf einer Fläche, auf der das nach der jeweiligen Fruchtfolge auch sinnvoll ist. Beispielsweise ist für den Kiebitz ein doppelter Saatreihenabstand förderlich, da ein solcher die Aufzuchtbedingungen der Jungvögel verbessert. Dieser besondere und artenschützende Gemüseanbau ist jetzt als Ausgleichsmaßnahme auf wechselnden Flächen möglich und nützt auf diese Weise Landwirt und Kiebitz!

Um dieses System umzusetzen und in der Praxis zu testen hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz der Regierung von Mittelfranken nun Mittel von mehr als hunderttausend Euro für die Projektentwicklung zur Verfügung gestellt. Zur Erarbeitung und Evaluierung des Konzeptes wurde zum 1. Januar ein Vertrag mit der Bayerischen KulturLandStiftung abgeschlossen.