Sand-Grasnelke und Mädesüß für mehr Insektenfreundlichkeit
Neue Infotafeln zu einem Naturschutzexperiment inmitten von Schwabach haben Oberbürgermeister Peter Reiß und Dr. Doris Jensch, Regierung von Mittelfranken, am 28. August am Bahnhofs-Parkdeck vorgestellt. Diese erläutern, warum dort – und auf weiteren Flächen in der Stadt – heimische Wildpflanzen aus regionaler Herkunft stehen.
Das Artensterben ist eine ähnlich gravierende Krise wie die Klimakrise. Am deutlichsten ist dies vielen Menschen durch den Vergleich geworden, wie viele Insekten früher nach einer Autofahrt die Windschutzscheiben bedeckten und wie wenige es heute sind. Die Stadt Schwabach und die Regierung von Mittelfranken tun etwas gegen das Insektensterben: Mehrere öffentliche Flächen werden mit heimischen Stauden bepflanzt.
Warum heimische Stauden, wenn doch viele andere Arten größere Blüten haben? „Das ist wichtig, weil viele Insektenarten die heimischen Pflanzen benötigen und mit Exoten nichts anfangen können.“ betont Oberbürgermeister Peter Reiß.
Projektleiterin Dr. Doris Jensch von der Regierung von Mittelfranken freut sich, mit der Stadt Schwabach und ihrer Stadtgärtnerei engagierte Partner gefunden zu haben, die bereit sind, neue Wege zu gehen: „Bisher wollen die meisten Städte repräsentative Staudenbeete haben, die vor allem knallig bunt sind. Viele werden mehrfach im Jahr neu bepflanzt, die alten Pflanzen weggeworfen. Da kann kein Schmetterling aus Raupen heranwachsen. Und Wildbienen, die spezialisiert sind, finden keine Nahrung an den Arten aus anderen Regionen der Welt. Wir haben hübsche Wildarten für die speziellen Standorte in Schwabach ausgesucht: Trockenheitsresistente Sandarten für den Streifen vor dem Parkhaus am Bahnhof, leichte Feuchtigkeit liebende Arten für einen geschlängelten Streifen durch den Stadtpark. Und dieses Jahr wird noch der Rand einer mageren Fläche am Brunnenweg in Unterreichenbach mit Wildpflanzen angereichert, die diese Verhältnisse tolerieren.“
Die Leiterin der Stadtgärtnerei, Cornelia Grebe-Donhauser, findet, dass das Projekt eine interessante Herausforderung ist. Für viele der Arten liegen wenig Erfahrungen bei der Anzucht vor. Aber bisher hat es dank ihres Grünen Daumens mit allen funktioniert. Da die Samen der Arten aus der Umgebung stammen, sind die Pflanzen bestens angepasst und wachsen gut.
Allerdings ist es für viele Menschen noch ein ungewohnter Anblick, dass öffentliche Flächen nicht mit Gartensorten bepflanzt werden. Auf den mageren Standorten kann man auch keinen ganzjährigen Blütenflor produzieren. Jetzt, im Spätsommer, blühen am Parkdeck noch Thymian und, vereinzelt, die rosa Sand-Grasnelke. Diese und andere regionaltypische Arten sind bedauerlicherweise auch nur schwierig im Handel zu finden – und dann oft auch nicht aus mittelfränkischer Herkunft. Grebe-Donhauser bringt es auf den Punkt: „Wenn wir bei uns Sand-Grasnelken von der Nordsee pflanzen würden, wäre den Insekten auch nicht geholfen. Denn die blühen zu einer etwas anderen Zeit, einige Insekten mögen sie nicht, weil sie andere Inhaltsstoffe haben und sie kommen mit unserem Klima und Boden nicht zurecht.“ Daher werden im Projekt auch die Samen aus der Region gesammelt, damit sie zur Verfügung stehen. Jensch hat einen großen Wunsch: „Wenn viele Menschen heimische Arten aus der Region in ihre Gärten holen würden, ob aus der Gärtnerei oder weil sie von nicht geschützten Arten ein paar Samen mitnehmen und selbst ziehen, dann können wir alle etwas gegen das Insektensterben tun.“
Einige der geeigneten Arten werden auf den Infotafeln vorgestellt. Zum Beispiel das Mädesüß mit seinen cremefarbenen, nach Honig duftenden Blüten, gedeiht jetzt im Stadtpark. Oberbürgermeister Reiß ist schon gespannt, ob vielleicht sogar der Mädesüß-Perlmuttfalter auftaucht. In der Umgebung von Schwabach gibt es ihn nämlich. „Wir hoffen, dass wieder mehr schöne und nützliche Insekten ihren Weg in die Stadt finden, wenn wir ihnen ein Angebot pflanzen. Und dass viele Schwabacherinnen und Schwabacher das schön finden und auch mitmachen.“