Naturschutz und Rohstoffindustrie gemeinsam für den Amphibienschutz in Mittelfranken

Die Abbauunternehmer in Mittelfranken wurden heute in einer gemeinsamen Veranstaltung des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) und der Regierung von Mittelfranken über das Projekt „Natur auf Zeit - Naturschutz und Rohstoffindustrie gemeinsam für den Amphibienschutz“ informiert

04.03.2020-013

Die Abbauunternehmer in Mittelfranken wurden heute in einer gemeinsamen Veranstaltung des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) und der Regierung von Mittelfranken über das Projekt „Natur auf Zeit - Naturschutz und Rohstoffindustrie gemeinsam für den Amphibienschutz“ informiert. Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer warb dabei zusammen mit Frau Dr. Stefanie Gillhuber vom Bayerischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e. V. (BIV), Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV und dem LBV-Landesfachbeauftragten Dr. Andreas von Lindeiner für eine enge Zusammenarbeit von Abbaubetrieben, LBV und Naturschutzbehörden in gemeinsamer Verantwortung für unsere Umwelt und den Artenschutz.

Das bayernweite Pilotprojekt - „Natur auf Zeit“ - schafft wertvolle Biotope für Amphibien. Die naturschutzfreundliche Bewirtschaftung der Abbauflächen kann einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Freistaat leisten. Immer wieder neu entstehende, wechselnde und oft nicht lange existierende Kleingewässer ohne Pflanzenbewuchs sind essentiell für einige Amphibienarten, aber in der Natur nicht mehr in ausreichender Zahl zu finden. Auf den Flächen der Gips-, Sand- und Lehmgruben und der Steinbrüche sind dagegen gute Sekundärlebensräume für viele seltene Amphibienarten zur Heimat geworden. In enger und vertraglich geregelter Zusammenarbeit können gemeinsam Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten für Amphibien umgesetzt werden und der Erhaltungszustand der Population der seltenen Amphibienarten verbessert werden, ohne dass der laufende Abbaubetrieb durch den speziellen Artenschutz beeinträchtigt oder ein weiterer Abbau dadurch verhindert würde.

Zielarten in Mittelfranken sind:

Geburtshelferkröte             FFH   IV                      RL Bay           1          vom Aussterben bedroht
Gelbbauchunke                  FFH II/IV                     RL Bay           2          stark gefährdet
Kammmolch                      FFH II/IV                     RL Bay           2          stark gefährdet
Knoblauchkröte                 FFH II*/IV                   RL Bay           2          stark gefährdet
Kreuzkröte                        FFH   IV                      RL Bay           2          stark gefährdet
Wechselkröte                    FFH   IV                      RL Bay           1          vom Aussterben bedroht
Laubfrosch                        FFH   IV                      RL Bay           2          stark gefährdet

  (FFH = Fauna-Flora-Habitat Richtlinie, II und IV = Anhänge der FFH-Richtlinie, II* = prioritäre Art,
RL Bay = Rote Liste Bayern)

Seit 2017 führt der LBV zusammen mit dem BIV und der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) dieses Pilotprojekt durch. Ziel ist die Sicherung und Optimierung von Lebensräumen für europaweit bedrohte Amphibienarten in aktiven Gewinnungsbetrieben. Nach ersten Verträgen in Oberfranken und Schwaben besteht nun auch für mittelfränkische Betriebe die Möglichkeit, sich an diesem Pilotprojekt zu beteiligen. Bereits in der heutigen Veranstaltung zeigte sich großes Interesse der anwesenden Unternehmer an diesem Thema.

Über die gesamte Laufzeit bis Ende 2022 wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Den Anlass für das gemeinsame Vorhaben gab ein aktueller Bericht der Bundesregierung über das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. Dieser zeigt für sieben besonders bedrohte Amphibienarten mit europaweiter Bedeutung einen ungünstigen Erhaltungszustand und überwiegend einen negativen Gesamttrend der Vorkommen auf.