Flächensparmanagerinnen der Regierung von Mittelfranken organisierten zweite Online-Infoveranstaltung für Kommunen

Expertinnen und Experten diskutierten zu dem Thema „Kommunen im demographischen Wandel – Bedarfsentwicklung und Wohnformen im ländlichen Raum“

22.12.2022-097

In der zweiten Online-Informationsveranstaltung der Flächensparmanagerinnen der Regierung von Mittelfranken am 8. Dezember 2022 diskutierten Expertinnen und Experten zu dem Thema „Kommunen im demographischen Wandel – Bedarfsentwicklung und Wohnformen im ländlichen Raum“. Unter den ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern befanden sich neben Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Mitarbeitenden aus kommunalen Bauverwaltungen und Kämmereien, auch Regional- und Allianzmanager sowie Stadt- und Gemeinderatsmitglieder zahlreicher mittelfränkischer Städte, Märkte und Gemeinden.

Für Thomas Müller, den Leiter des Sachgebiets Raumordnung, Landes- und Regionalplanung an der Regierung von Mittelfranken, ist die Beratung und Unterstützung der Kommunen auf regionaler Ebene ein wesentlicher Baustein der bayerischen Flächensparoffensive. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, stehen den mittelfränkischen Städten und Gemeinden mit Franziska Wurzinger und Stefanie Bojko zwei Flächensparmanagerinnen beratend zur Seite.

Sabina Morkisz, Sachgebiet Wohnungswesen an der Regierung von Mittelfranken, erläuterte, wie der Freistaat Bayern mit dem Kommunalen Wohnraumförderprogramm (KommWFP) Gemeinden dabei unterstützt, Wohnraum zu planen und zu bauen. Gefördert wird hierbei u.a. Mietwohnraum durch Neubau, Gebäudeänderung, Gebäudeerweiterung, die Modernisierung bestehenden Mietwohnraums, der Erwerb von Grundstücken oder leerstehenden Gebäuden zur Durchführung einer KommWFP-Maßnahme sowie der Ersterwerb von Wohngebäuden. Auch vorbereitende planerische Maßnahmen wie Wohnraumkonzepte, Fachgutachten sowie Machbarkeitsstudien oder Wettbewerbe können über dieses Förderprogramm finanziell bezuschusst werden.

Dass man auch auf regionaler Ebene zum Thema „Flächenschonen und Innenentwicklung“ in interkommunaler Zusammenarbeit viel bewegen kann, erläuterte Anuschka Hörr vom Regionalmanagement der Region Hesselberg. Mit dem Förderprogramm des Regionalmanagements Bayern wurde im Jahr 2021 im Handlungsfeld Siedlungsentwicklung, für die 25 Mitgliedskommunen der Region Hesselberg aus den Landkreisen Ansbach und Donau-Ries, eine Studie mit dem Schwerpunkt Mietwohnraum durch die CIMA Institut für Regionalwirtschaft GmbH durchgeführt. Nun steht der Transfer der Studie in die Praxis an. Mit einem Runden Tisch u.a. mit den Mitgliedsgemeinden, Planungsbüros und Investoren soll das Thema Mietwohnraum auf regionaler Ebene diskutiert und vertieft werden.

„Der Mietwohnraummarkt spielt nicht nur in Ballungsräumen, sondern auch in kleinen ländlichen Kommunen eine immer größere Rolle. Der Blick auf den demographischen Wandel und die Entwicklung des Angebots und der Nachfrage vor Ort ist dabei wichtig, um vorausschauend zu planen und zielgruppengerecht Wohnangebote zu schaffen“, so Franziska Wurzinger.

Fabian Böttcher vom CIMA Institut für Regionalwirtschaft GmbH stellte mit den Ergebnissen der Studie heraus, dass es charakteristisch für ländliche Räume ist, dass das Wohnungsangebot geprägt von Eigenheimen im Ein- und Zweifamilienhaussegment ist. Diesem steht jedoch ein Mangel an Mietwohnraum bzw. kleineren Wohneinheiten für 1-2 Personen-Haushalte gegenüber. Aufgabe wird es sein, den Generationenwechsel zu begleiten sowie altersgerechten Wohnraum für sogenannte „Umzugsketten“ und Mehrfamilienhäuser, um Arbeitskräfte in der Region anzusiedeln, zu schaffen.

Hans-Jörg Birner, Erster Bürgermeister der oberbayerischen Gemeinde Kirchanschöring, Landkreis Traunstein, zeigte mit seinem Vortrag zum Thema „Zukunftstaugliches (Um-)Bauen und Wohnen in Kirchanschöring“ die Umsetzung in der Praxis. Das Pilotprojekt der Gemeinde dreht sich um die Frage „Wie wollen wir künftig wohnen?“. Dabei geht es u.a. darum, wie der hohen Nachfrage an Wohnraum begegnet werden kann, ohne steigenden Flächenverbrauch. Mit einer resilienten Siedlungsentwicklung weg vom reinen Einfamilienhaus, denkt und handelt Kirchanschöring generationenübergreifend. Mit der Beteiligung über einen Bürgerrat wird vor Ort aktiv mitgestaltet, altersgerechter Wohnraum und öffentliche Grünflächen mit Lebens- und Aufenthaltsqualität geschaffen. Mit dem Modellprojekt „Anders Wohnen“ gelingt es beispielsweise mit einer Baugruppe eine kostengünstigere Lösung für ein vielfältiges Wohnangebot zu schaffen. Verschiedene Nutzerinteressen können in dem Projekt vereinbart werden, woraus sich ein Mehrwert für alle Beteiligten ergibt.

„Eine flächenschonende Gemeindeentwicklung ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen. Jeder Einzelne hat einen Bedarf an Wohnraum, Einkaufen, Verkehrsinfrastruktur und Energie und nimmt somit Fläche in Anspruch. Mit der Umsetzung bedarfsangepasster und zukunftstauglicher Wohnformen zeigt sich, wie jeder einen Beitrag leisten kann, Flächen effizient zu nutzen und dabei ein erheblicher Mehrwert für Natur und Gesellschaft entsteht“, betont Stefanie Bojko, Flächensparmanagerin bei der Regierung von Mittelfranken.


Anlage:
Foto (Quelle: Thomas Müller / Regierung von Mittelfranken)   

Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Flächensparmanagerinnen Franziska Wurzinger und Stefanie Bojko.